BeSeCu
Behaviour Security and Culture
 

Direction: Prof. Dr. Silke Schmidt

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Projektbeschreibung

Entwicklung der FragebÖgen

Die Entwicklung eines Forschungsinstruments zur Beurteilung von menschlichen Verhalten in verschiedenen Kulturen, sowie dessen Anwendung in unterschiedlichen Kulturen stellt für Wissenschaftler eine Herausforderung dar. Interkulturelle Forschung auf dem Gebiet von menschlichem Verhalten in Notsituation bedeutet zusätzliche kooperative Bemühungen, da die gleichen Ansätze und Forschungsinstrumente in unterschiedlichen Kulturen verwendet werden. Die BeSeCu Gruppe hat die ersten internationalen Bemühungen in dieser Hinsicht aufgenommen.

Die zwei standardisierten Instrumente BeSeCu-FR (für Feuerwehrpersonal) und BeSeCu-S (für Überlebende von ) wurden in Kooperation mit 8 europäischen Ländern entwickelt. Die Entwicklung beider Forschungsinstrumente erfolgte stufenweise.
1) interkulturelle Interviews 2) Instrument für Vortestung und 3) Feldstudieninstrument

Entwicklung des BeSeCu-FR

Der BeSeCu-FR wurde entwickelt um einen allgemeinen Überblick über die Arbeit des Feuerwehrpersonals zu erhalten, die Wahrnehmung des Feuerwehrpersonals im Hinblick auf interkulturelles menschliches Verhalten in Notsituationen zu erfassen, Einstellungen und Reaktionen des Einsatzpersonals hinsichtlich des Verhaltens und der Kommunikation mit Überlebenden zu erfassen und um einen ersten Schritt zu tun, eine non-verbale Sprache für Notsituationen zu entwickeln.

In einem ersten Schritt wurden interkulturelle Interviews mit dem Einsatzpersonal (Stichprobengröße = 54) durchgeführt, um menschliche Verhaltensweisen in Notsituationen interkulturell zu erforschen, sowie die Einstellungen und Reaktionen des Einsatzpersonals im Bezug auf die Kommunikation mit Überlebenden zu erfassen. Dabei wurden auch Hintergrundinformationen über verschiedenen Notsituationen eingeholt: Hausbrände, Feuer in öffentlichen Gebäuden, Überflutungen, Terroranschläge und Erdbeben. Die Interviews wurden mit einem Diktiergerät aufgenommen und im Anschluss daran transkribiert. Auf der Grundlage der Transkripte wurde ein Glossar zusammengestellt. Zusätzlich wurden auch soziodemographische Angaben sowie Notsituationsspezifische Informationen mit Hilfe eines Fragebogens erhoben.

Die Struktur des Fragebogens und die entsprechende Fragengenerierung basiert auf den Ergebnissen der interkulturellen Interviews und weiterer konzeptueller Analysen. Die Voruntersuchungsversion wurde für Einsatzpersonal im Allgemeinen konstruiert. Ziel der Voruntersuchung (Stichprobengröße = 257) war eine erstmalige Testung des entwickelten Instruments, um die Fragen hinsichtlich psychometrischen Eigenschaften zu untersuchen, sowie nationale und interkulturelle Unterschiede zu prüfen um Empfehlungen für den Inhalt der Feldstudienversion zu geben. Weiterhin wurde sowohl eine umfassende deskriptive Analyse als auch eine Analyse fehlender Werte durchgeführt. Eine zusätzliche Bewertung der Wichtigkeit der einzelnen Fragen wurde mit Hilfe von Feuerwehrpersonal verwirklicht. Qualitative Kriterien, wie die Qualität von Aussagen, Redundanz und Bedeutung, wurden ebenfalls für den Aufbau der Feldstudienversion berücksichtigt. Somit wurden die Fragen für das interkulturelle Messinstrument aufgrund unterschiedlicher empirischer und konzeptueller Analysen ausgewählt. Die Struktur der Feldstudienversion für Feuerwehrpersonal umfasst die folgenden Bereiche:

  1. soziodemografische Informationen
  2. Arbeitsmerkmale
  3. Wissen und Erfahrungen in Notsituationen
  4. Risikowahrnehmung
  5. Verhalten von Opfern in Notsituationen
  6. Kommunikation am Einsatzort
  7. Spezifische Informationen über Brände in mehrstöckigen Mehrfamilienhäusern
  8. Umgang mit Stress und Gefühlen
  9. Persönliche Erfahrungen mit Bedrohungen und Verzweiflung im Berufsleben
  10. Aufreibendste Notsituation, die Einsatzkraft während der Arbeit erlebt hat; incl. Impact of Event Skala (revidierte Form) und das Posttraumatic Growth Inventar (PTGI-Kurzform)
  11. Zufriedenheit mit Lebensbereichen (WHOQoL-8)

Entwicklung des BeSeCu-S

Das BeSeCu-S-Instrument wurde auf der Basis interkultureller Fokusgruppen und Interviews entwickelt. Diese wurden durchgeführt, um einen ersten qualitativen Schritt in der Analyse von menschlichem Verhalten in kritischen Situationen, sowohl mit Einheimischen als auch mit Migranten zu machen.

Um die Erinnerungsleistung an die kritische Situationen zu fördern wurde auf die Grundlagen der kognitiven Interviewtechnik zurückgegriffen. In einem kognitiven Interview wird der Befragte gebeten, sich an die erlebte Situation zurückzuerinnern. Typischerweise rekonstruiert der Interviewer den Kontext des Ereignisses und geht das Ereignis anschließend in unterschiedlicher Reihenfolge durch, beginnend mit der chronologischen Abfolge. Für die geplante Feldstudie wurde die Technik der chronologischen Abfolge verwendet und die Fragen so konstruiert, dass sie durch das kritische Ereignis, von Anfang bis Ende, in vier Phasen leiten:

1. Anfang
2. (Vor-)Realisierung
3. Evakuierung
4. Nachwirkungen

In jeder Phase wird der Teilnehmer gebeten, Informationen über die kritische Situation zu geben. Der Teilnehmer wird dann gebeten, typische stressbezogene Verhaltensweisen, Emotionen und Kognitionen, die in den Fokusgruppen extrahiert wurden, einzuschätzen.

Es wurde eine Voruntersuchung (Stichprobengröße = 328) durchgeführt, um die Umsetzbarkeit und Praktikabilität des entwickelten Instrumentes zu testen. Hierfür wurden fünf Szenarien entwickelt, um die Situationen Hausbrände, Feuer in öffentlichen Gebäuden, Flut, Terroranschläge und Erdbeben zu simulieren. Die Voruntersuchung wurde in 8 Ländern durchgeführt. Zusätzlich haben zwei Personen, die eine der relevanten Notfallsituationen erlebt haben, an einer kognitiven Nachbesprechung teilgenommen, um die Umsetzbarkeit in einer betroffenen Population zu untersuchen. Die daraus gewonnenen Informationen wurden für die Erstellung des Feldstudieninstruments für Opfer/Überlebende genutzt. Das Ziel dieses Instruments ist es, Verhaltensweisen, Emotionen und Kognitionen von Menschen zu erfassen, die Notfallsituationen, wie Hausbrände, Feuer in öffentlichen Gebäuden, Flut, Terroranschläge oder Erdbeben, erlebt haben.

Die Struktur der Feldstudienversion ist die folgende:

  1. Die Struktur eines kognitiven Interviews wurde beibehalten. Es gibt vier Stadien: Anfang, (vor) Realisierung, Evakuierung und Nachwirkungen.
  2. Vor dem kognitiven Interview werden soziodemographische Informationen, Notfallwissen und -erfahrung, sowie Situationsinformationen erfasst.
  3. Emotionen werden in einer Baseline vor dem Ereignis erfragt und mehrmals an drei folgenden Zeitpunkten des Ereignisses erhoben.
  4. Die Risikowahrnehmung und Kontrollüberzeugung der Betroffenen werden ebenfalls an  drei folgenden Zeitpunkten des Ereignisses erhoben, die Emotionsregulation  hingegen wird nur einmal erfasst.
  5. Items zu Kommunikation und Informationen wurden hinzugefügt.
  6. Am Ende des Fragebogens wurden die Impact of Event Skala (in der revidierten Form) und das Posttraumatic Growth Inventar aufgenommen.